Seife vs. Desinfektionsmittel – Dermatologen warnen: Handekzeme nehmen dramatisch zu

Seife vs. Desinfektionsmittel – Dermatologen warnen: Handekzeme nehmen dramatisch zu


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Wie ist das Drama zu erklären und zu vermeiden?

Ekzeme äußern sich durch gerötete und juckende Hautstellen. Entstehen überwiegend durch negative äußere Einflüsse, die unsere Haut angreifen. Dies hat zur Folge, dass die natürliche Abwehrkraft der Haut stark beansprucht oder gar geschwächt wird.

Desinfektionsmittel und problematische Seifen schädigen unsere Haut und die Haut unserer Kinder. Durch das häufige Waschen trocknet die Haut aus und es entstehen Juckreize oder sogar Ekzeme.

Wenn dein Kind unter trockener Haut leidet, sollte es daher in der Regel auf herkömmliche Seifen verzichten, da diese sehr stark entfettend wirken und die empfindliche Haut der Kinder unnötig strapazieren. – Wobei Kinderhaut vor dem 13. Lebensjahr besonders empfindlich auf Seifentenside reagiert. Hierüber müsste besser aufgeklärt werden. Bei Gelegenheit den Haus- oder Hautarzt fragen.


Hygieniker erwarten viel vom Händewaschen

Was ganz wichtig ist: Seife soll möglichst antibakteriell sein und den geforderten LOG 5-Wert erreichen (von 100.000 Keimen darf nur 1 Keim überleben). Dieser Wert wurde jedoch bei Labor-Prüfungen 100fach unterschritten. Erreicht werden konnte LOG 3 (von 1.000 Keimen blieb 1 Keim am Leben). Selbst Seifen mit "gefährlichen" antibakteriellen Inhaltsstoffen haben versagt. Und genau diese hautsensibilisierenden Stoffe sollten gemieden werden. Sensibiliserende Stoffe können beim Eindringen in die Haut eine spezifische Überempfindlichkeit und Reizung hervorrufen, abhängig von der Häufigkeit und der Dauer des Kontaktes mit der Haut. Sogar Flüssigseifen, die mit sanft oder schonend werben, sind dennoch mit hautsensibilisierenden Konservierungsstoffen ausgestattet und weisen diese auch ganz offen in der INCI-Liste aus, ohne jedoch zu warnen. Dazu zählen:

  1. Methylchloroisothiazolinone
  2. Methylisothiazolinone
  3. Magnesium Nitrate
  4. Magnesium Chloride

Für diese nicht unbedenklichen Konservierungsmittel wurden gesetzliche Höchstgrenzen festgelegt, die sicherlich eingehalten werden. Diese Gesetze wurden jedoch vor der Pandemie und dem Vielwaschen formuliert. Darüber hinaus wurden sie festgelegt, ohne die tägliche Höchstgrenze oder -dosis zu definieren, wie es bei anderen Stoffen üblich ist. Da die Seifen kein Desinfektionsmittel sind, kann auch auf die gefährlichen Konservierungsmittel verzichtet werden. – Die offenbar nur deshalb eingesetzt werden, um eine desinfizierende Wirkung zu erreichen. Also müssen im Tagesverlauf weiterhin wirksame Desinfektionsmittel zusätzlich verwendet werden. Dabei ist zu hoffen, dass diese nicht zusätzlich die Barriere-Lipide herauslösen. 

Vor der Pandemie wurde von einer niedrigeren durchschnittlichen Verwendungshäufigkeit und -intensität bzw. Einwirkungszeit ausgegangen. Heute hat sich – wie gesagt – der Durchschnitt durch die Pandemie und das neu gelernte Waschverhalten nach oben verschoben. Bei Kindern war in etwa fünfmaliges Händewaschen pro Tag üblich, heute können es über zehnmal sein, wie in Gesprächen mit Einrichtungen zu erfahren war.

Also müsste heute die Höchstkonzentration, bezogen auf den Tag, neu festgelegt werden. Oder es müsste zumindest ein Warnhinweis erscheinen, wie: vor häufigem Gebrauch wird gewarnt! Das betrifft insbesondere die junge und reife Haut, also Kinder und ältere Menschen.

Viele Seifenhersteller beziehen sich auf die Einhaltung der Gesetze und Grenzwerte und tun sich schwer, auf die Gefahren durch häufiges Waschen hinzuweisen und auf die Warnungen der Dermatologen einzugehen. Obwohl über 50% der Kinder mit Hautschäden und über 50% der Erwachsenen von hautbezogenen Berufskrankheiten betroffen sind.


Dermatologen sind machtlos – Eltern können mehr bewirken und die Kinder besser schützen

Was können Eltern tun? Die Antwort lautet: Zumindest auf Nummer sicher gehen und die Einrichtungen bitten, ganz auf die obigen hautsensibilisierenden Konservierungsstoffe in Flüssigseifen zu achten und eine Flüssigseife ohne solche Stoffe zu verwenden. – Oder einfach auf feste Seife in der privaten Seifendose oder im Spender umzustellen. Die Dose kann für dein Kind beschriftet werden. Kinder sind auf das Händewaschen nach dem Spielen angewiesen. Denn Erwachsene können Latexhandschuhe tragen. Kinder nicht. Sie "machen sich mehrmals täglich die Hände schmutzig", müssen die Hände waschen und leiden viel schneller unter Ekzemen!"

 


Hierzu hochaktuelle Berichte von Dermatologen und Experten zu den Themen Ekzeme und Vielwaschen. – Es ist ratsam, die folgenden, aktuellen Kommentare dazu zu lesen:

  1. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)
  2. Dermatologie-Professor Erwin Schultz, Klinikum Nürnberg
  3. Dermatologen der Universität Bochum
  4. Prof. Dr. Lothar Weber zum Thema Hautschutz 

1. Deutsche Dermatologische Gesellschaft DDG meldet: https://www.zm-online.de/news/gesellschaft/ddg-empfiehlt-haende-desinfizieren-statt-zu-viel-waschen-mit-seife/ Die Befragung von mehr als 31.000 Eltern von Schulkindern zwischen fünf und 13 Jahren ergab, dass durch das Corona-bedingte Händewaschen bei jedem zweiten Kind ein Handekzem auftrat.

2. Klinikum Nürnberg, Dermatologie-Professor Erwin Schultz https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117252/Nicht-nur-wegen-Corona-Haendewaschen-nicht-vergessen „Die Hände leiden unter dem vielen Händewaschen – besonders wenn man klassische Seife und zu warmes Wasser verwende," sagt der Dermatologie-Professor Erwin Schultz vom Klinikum Nürnberg. "Die Lipide werden aus der Haut herausgelöst." Dadurch könne es zu Ekzemen kommen: die Haut jucke, werde schuppig und rissig. Eine typische Berufskrankheit bei Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Friseurinnen und Friseuren, die Folgen haben könne. "Die Haut ist dann geschädigt und ihre Barrierefunktion geschwächt", erläutert Schultz. Dadurch steige das Risiko von Kontaktallergien.

3. Uni Bochum https://www.meinegesundheit.at > 2020 - Waschen wir uns krank? Die Reinigung sollte eine möglichst geringe Entfettung, Austrocknung und Reizung der Haut bewirken. „Nicht geeignet sind gewöhnliche, handelsübliche parfümierte Seifen und Syndets (=synthetisches Detergens)“, erklären Experten der Universitäts-Hautklinik Bochum. „Insbesondere Tenside in flüssiger Form sind zu vermeiden. Schädlich ist langes, schaumiges Abseifen, denn es führt zu massiver Entfettung.“

4. Prof. Dr. Lothar Weber, https://www.westfalen-blatt.de/owl/bielefeld/seife-fur-die-pandemie-809048 Seife für die Pandemie und Interview mit Prof. Dr. Weber zum Thema Hautschutz „Die Haut trocknet aus, bildet Schuppen. Das ist unter normalen Umständen nicht tragisch, weil sich die Haut innerhalb von Stunden regeneriert. Innerhalb von 28 Tagen wird sie sogar komplett ersetzt. Das Problem beginnt da, wo vermehrt Tenside in die Haut eindringen – etwa durch häufiges Waschen, wie jetzt in der Pandemie empfohlen. Hier beginnt die „Vielwasch-Wunder-Seife“ ihr Werk. Weber zufolge lagern sich die Peptide aus der Seife auf der Haut, an die dort befindlichen Proteine, an. Gemeinsam legen sie sich in einer dünnen Schicht über die winzigen Öffnungen in der Haut, in denen die kleinen feuchten Fettbestandteile – körpereigene Lipide – ihre schützende Wirkung entfalten. Die Peptide machen das bei jedem Waschvorgang neu. Die Tenside aber werden an der Peptidschicht unschädlich gemacht.“ Das, so Weber, reiche, um nicht nur Schmutz abzuwaschen, sondern auch um schädliche Bakterien und Viren bis hin zu Corona am Eindringen in die Haut zu hindern.


Unklarheiten bei der Begriffswahl: Hautbarriere

Beim Gespräch mit deinem Arzt oder Apotheker solltest du darauf vorbereitet sein, dass von Säure-Schutzmantel, saurer Hydro-Lipidmantel oder Hautbarriere gesprochen wird. Dazu folgt hier eine kurze Erklärung:

Hautekzeme

Der Säuremantel oder der schwachsaure Hydro-Lipidmantel (Säuregrad 5 = pH 5) beherbergt Bakterien, die nicht allesamt harmlos sind. Manche verursachen beispielsweise Entzündungen und andere Akne. Der Säuremantel kann neue Bakterien "abfangen" und nicht in die Haut eindringen lassen. Wobei das aber auch „schiefgehen“ kann, wie schon 1991 im SPIEGEL berichtet und wovor gewarnt wurde („AUF SAUER GETRIMMT“).

Die eigentliche Barriere im Sinne von Schutzbarriere ist einzig und allein die mechanische Hautbarriere aus Hornzellen und dazwischen aus eingelagertem Hautfett (Barriere-Lipid), das zusammen mit gespeichertem Wasser die Zwischenräume abdichtet – so wie Mörtel in der Fuge. So werden Stoffe und Erreger vom Eindringen in die Haut, und zugleich das eingelagerte Wasser vom Verdunsten, abgehalten. Eindrucksvoll beschrieben von Prof. Dr. Elias im Bricks and Mortar Model.


Das Immunsystem als die dritte Hautbarrriere

Das Immunsystem ist die dritte Hautbarriere, um die Eindringlinge abzufangen und unschädlich zu machen. Dabei tritt Juckreiz auf und es können Ekzeme oder Entzündungen auftreten. Das Ekzem (Juckflechte) wird häufig auch Dermatitis genannt und ist eine der häufigsten Hauterkrankungen. Es ist ein Sammelbegriff für entzündliche, meist juckende, nicht ansteckende Hautkrankheiten. Die Entzündungsreaktion wird durch ein Eindringen von Stoffen oder Erregern ausgelöst, die von den Immunzellen bekämpft werden. Dabei gelangen Reizsignale an die Nerven, die als Juckreiz wahrgenommen werden.

Falls der Kampf vom Immunsystems verloren werden sollte, bleibt eine direkte Schädigung der Haut zurück. Die Schädigung kann akut und vorübergehend sein, dann ist es Dermatitis, oder es bleibt ein chronisches Ekzem.


Die Wende mithilfe des Peptid-Schutzmantels

Die Haut erneuert sich im Rhythmus von 28 Tagen und benötigt für die Reparatur der Hautzellen insgesamt 20 Proteinbausteine (Aminosäuren), die je nach Ernährung auch vorhanden sein sollten.

Die Zuführung der Aminosäuren durch die Haut scheint schwieriger zu sein, da hieran noch geforscht wird. Hautmittel können lindern, jedoch nicht von außen reparieren. – Lindern wollen mit Emulgator-haltiger Creme ist ganz gefährlich, da die Barriere-Lipide zusätzlich herausgelöst werden.

Die große Wende in der Forschung hat Professor Dr. Weber vollzogen, da die Haut, und insbesondere die Haut der Kinder, mit der passenden Peptid-Pflege einen Peptid-Schutzmantel erhält, der die Barriere-Lipide besser schützt. – Und es ermöglicht das herausgelöste Barriere-Lipide ungestörter ersetzt werden.


Fazit

Alkohol als Desinfektionsmittel wird bleiben. Falls nun die Haut "undicht" ist, weil Barriere-Lipide durch Seifen herausgelöst wurden, kann der Alkohol in das Innere der Haut "durchschiessen". Daher ist es enorm wichtig, die Dichtigkeit der Haut durch den Peptid-Schutzmantel so gut wie möglich aufrecht zu erhalten.

 



Fragenkatalog für Eltern – Um die Haut deiner Kinder zu schützen, kannst du Folgendes hinterfragen: Im Kindergarten oder anderen öffentlichen Einrichtungen, die dein Kind besucht, fragen:

a) Welche Mittel werden für die Handhygiene verwendet? Und falls Seifen und Desinfektionsmittel mit hautsensibilisierenden Stoffen verwendet werden…

b) … die Einrichtungen fragen, ob ganz auf die hautsensibilisierenden Konservierungsstoffe in Flüssigseifen verzichtet werden kann.

c) Und ob stattdessen nicht besser Flüssigseife oder feste Seife mit Peptiden verwendet werden sollte. – Da diese auf das Vielwaschen ausgerichtet sind und die Dichtigkeit der Haut aufrecht erhalten.


Frage auch beim Arzt, Apotheker oder beim Dermatologen:

a) Was gegen juckende, gereizte und rissige Hautstellen hilft?

b) Wie die Folgen des Vielwaschens verhindert werden können?

c) Ob sie bereits Flüssigseifen kennen, die keine hautsensibilisierenden Konservierungsstoffen enthalten und mit Peptiden ausgestattet sind?

 

Lea R. (aus Berlin)


Bildnachweis: ©tienuskin (Adobe Stock) 

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