„Priemer-Weber-Effekt“ für Hautschutz

„Priemer-Weber-Effekt“ für Hautschutz


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Funktionsfähigkeit der Haut durch Seife und Shampoo bedroht. Wie vielversprechend sind Peptid-haltige Hautpflegemittel? Wie ist die Situation aus der Sicht von Chemie und Biochemie? Gibt es eine richtig gute, eine 1.000%ige Lösung?

Interview mit RF: Robert Finke, LW: Prof. Dr. Lothar Weber

RF: Vorab: die Haut ist mit einer Ausdehnung von ca. zwei Quadratmetern das größte menschliche Organ überhaupt. Deren intakte Funktionsfähigkeit wird aktuell jedoch von Umweltbelastungen, wie Sonnenlicht, UVA- und UVB-Strahlung, Radikalen, Feinstaub und Radikalen und nun ganz besonders von Tensiden und Emulgatoren in Hautpflegemitteln mehr oder minder bedroht. Stimmt das?

LW: Ja. Die Problematik von Hautschäden und effizienter Hautpflege ist bekannt. Zum Glück können wir gegensteuern. – Weil die Natur die Haut und Haare an der Oberfläche mit „Rezeptoren“ ausgestattet hat, kann der Peptid-Mantel mit Peptid-Komponenten gestärkt werden. – Und das führt zum Abprallen von „Haut-schädlingen“ wie Tenside und Emulgatoren.

RF: Wie müssen wir uns das vorstellen?

LW: Zunächst einmal sind die Proteine zum Ankoppeln an die Rezeptoren viel zu groß. Daher die vorherige Zerkleinerung in Peptide, um besser auf der Hautoberfläche zu bleiben. Früher haben manche geglaubt, mit 0,5% Peptide in Körperpflegemitteln genug getan zu haben, um einen Peptid-Schutz aufzubauen.- Heute gehen wir von mehr als mindestens 10-mal so viel aus. –Also plus 1.000%. Mindestens 5% und bis zu 20% Peptide in Pflegemitteln helfen Haut und Haare in gewünschter Weise. – Tenside, Emulgatoren und Erreger prallen am Peptid-Mantel der Haut ab. Können das Barriere-Lipid nicht angreifen und heraus lösen. Es bleibt zwischen den Hornzellen erhalten. Die Hautfeuchte, also das am Barriere-Lipid in der Haut eingelagerte Wasser bleibt ebenfalls erhalten. Die Austrocknung der Haut wird verhindert. Hautfeuchte bleibt besser erhalten.

RF: Von welchen Mitteln sprechen wir?

LW: Im Moment sind mir Mittel bekannt, die von Fachfirmen wie BIOGON, PRO IDEE oder BERRYWELL angeboten werden. – Enthalten ist z.B. die 10fache Menge im Shampoo und die Höchstmenge von 20% im sogenannten Gel. – Das Gel wird einfach mit Shampoo oder Duschgel direkt auf der Hand gemischt. Und dann verwendet.


RF: Was passiert auf den Haaren oder der Haut?

LW: Beim Waschen werden Haut oder Haare nach den Prinzipien der supramolekularen Chemie mit Peptiden überschichtet. – Oder, um es einfacher auszudrücken: der Peptid-Mantel wird verstärkt. Tenside und Emulgatoren prallen ab. Diese Schicht oder Verstärkung schützt also die Haut vor dem Angriff durch Tenside, also durch waschaktive Substanzen. Verhindert darüber hinaus, dass die Tenside aus der Seife oder dem Shampoo das Hautfett -die Barriere-Lipide- zwischen den Hornzellen der Haut herauslösen. – Durch das Herauslösen können entstehen oder entstehen - bei häufiger Einwirkung der Tenside oder Emulgatoren - Kanäle, durch die Keime und andere Schadstoffe ins Hautinnere vordringen können. – So haben eigene Untersuchungen eindeutig gezeigt, dass die Haut beim Waschen mit Peptid-haltiger Seife weit weniger austrocknet als bei Kontroll-versuchen mit klassischer Seife. - Die Hautfeuchte tieferer Schichten wird durch den „Peptid-Mantel“ also effektiv vor dem Auslaugen bewahrt oder geschützt.


RF: Das klingt vielversprechend, denn man liest sehr häufig von Hautschäden. – Wie steht es mit der Körpercreme?

LW: Während von der speziellen Peptid-Seife der Peptid-Film kurzzeitig auf die Haut aufzieht, wird durch eine Peptid-Creme eine höhermolekulare, dickere Schicht auf der Hautoberfläche verbleiben, sobald die Creme eingezogen ist. Hieraus lassen sich mehrere Schlüsse ableiten: Die aufgetragene Peptid-haltige Creme liefert einen effektiven Feuchteschutz-Mantel, der die negative Wirkung der Tenside von normaler Seife mildert. Wer also diese Peptid-Creme verwendet und sich anschließend mit herkömmlicher Seife wäscht, schützt seine Haut gegen übermäßige Austrocknung. Deutlich günstiger ist die Situation, wenn die aufgetragene Peptid-Creme zusammen mit der Peptid-Seife verwendet wird. Dann wir der Schutz im Sinne von Synergismus weiter gesteigert. Kurze Anmerkung: während die Peptid-Seife ein "rinse off product" von relativ kurzer Verweildauer darstellt, ist die Peptid-Creme als "stay- on product" mit deutlich längerer Schutzzeit auf der Haut zu bewerten.


RF: Wie verhält es sich mit junger im Vergleich zur reifen Haut?

LW: Insbesondere die junge Haut ist auf Schutz angewiesen. Entweder nur mit Wasser waschen. Oder falls es die Hygiene erfordert, nur mit Peptid-Seife waschen lassen. In der Kindheit ist die Haut noch dünner und im Alter wird die Haut wieder dünner. Junge und reife Haut ist auf den Peptid-Schutz angewiesen.


RF: Ein weiterer Diskussionspunkt aus dem Bereich der Hautpflege hat den sogenannten Säureschutz-Mantel zum Inhalt. Schon zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurde ein Säureschutz-Mantel auf der Haut experimentell im pH-Bereich 4.7-5.5 nachgewiesen. Sekrete aus Schweiß- und Talgdrüsen beinhalten organische Säuren, die für diesen Befund verantwortlich sind. Aus aktuellem Anlass erscheint es geboten, dem Verbraucher die genaue Bedeutung und die Aussagekraft eines pH-Wertes zu erläutern.

LW: Eine Säure ist definitionsgemäß eine chemische Verbindung, die Wasserstoffionen (H+ ) enthält. Man nahm lange an, dass die Säure schädliche Bakterien abwehren könnte. Neuere Untersuchungen heben jedoch hervor, dass sich nützliche Mikroorganismen in diesem leicht sauren Milieu wohl fühlen und dort ihre eigene Hautflora etablieren. – So entsteht auf der ungewaschenen Haut quasi ein "Bakterien-Zoo". Wie dem auch sei: eine klassische Seifenlauge hat einen pH-Wert von 10, sie verhält sich also stark basisch und wird den Säureschutz-Mantel durch Neutralisation rasch vollkommen zerstören und abtragen. Und Bakterien werden im Bereich von LOG 3 reduziert, wie Untersuchungen gezeigt haben. – Alkalische Seife ist daher kein Desinfektionsmittel, sondern ein Hygienemittel. Daher wird nach der Handwäsche in sensiblen Bereichen anschließend mit Alkohol-haltigen Mitteln desinfiziert. In wie weit der Alkohol den Peptidfilm angreift, müsste noch untersucht werden. In Kenntnis und unter Berücksichtigung des Säurefilms von pH=5.5 auf der Haut wurden künstliche Seifen, sogenannte Syndets mit einem pH-Wert = 5.5 hergestellt. Diese sollen nicht nur den Säureschutz-Schirm erhalten, sondern auch die Feuchtigkeitsbalance günstig beeinflussen sowie gereizte Haut beruhigen. Durch ihre Verwendung würde die Haut soweit vor Austrocknung bewahrt. Deshalb sollten Menschen mit empfindlicher Haut das Waschen mit herkömmlicher Seife vom pH-Wert 10 meiden und sich stattdessen Syndets vom pH 5.5 zuwenden. Bei dieser Argumentation fällt sofort ein Widerspruch auf: Um den Schmutz aus Fett, Staub usw. auf der Hautoberfläche entfernen zu können, sind auch Syndets auf waschaktive Substanzen angewiesen, die wie Tenside arbeiten und prinzipiell auch die Barriere-Lipide zwischen den Hornzellen angreifen und herauslösen und damit der Haut einen Schaden zufügen können.


RF: Das klingt ja eher bedenklich. – Gibt es einen Ausweg aus der Misere?

LW: Einen Ausweg aus dieser Zwickmühle bieten die Peptid-haltigen Seifen und Cremes aus dem Programm von z.B. Dr. Priemer. Wie vorher ausgeführt, befindet sich nach dem Waschvorgang mit der Peptid-haltigen Seife eine Schutzschicht -oder ein Schutzfilm- aus Peptiden auf der Haut. Ob dabei der Säureschutz-Schirm abgetragen wird oder nicht, ist nebensächlich. – Denn die nunmehr reine Haut wird rasch mit einer Peptid-Film überzogen, der die Haut deutlich besser schützt als der Säurefilm. Außerdem regeneriert sich der Säuresfilm oder auch als Säureschutzfilm bezeichnet ziemlich schnell.


RF: Anderes Thema: wie sinnvoll ist das Eincremen?

LW: Hier ist zu unterscheiden mit welcher Creme. Normale Cremes enthalten Emulgatoren, die sich auf die Haut vergleichbar negativ auswirken, wie die Tenside oder waschaktive Substanzen. nur das Eincremen der frisch gereinigten Haut mit Peptid-Creme verstärkt den Peptid-Mantel. Nach dem Einsickern der Creme in die Poren bedeckt und schützt der kompakte Peptidmantel die Haut.

 


Bildnachweis: jchizhe (Adobe Stock)

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