Professor Dr. Lothar Weber Bielefeld, den 11. 05. 2022
Biologische Systeme leben unter dem Diktat der Vergänglichkeit: So wird der Mensch auf seinem Lebensweg von Alterungsprozessen begleitet, die seine Leistungsfähigkeit zusehends beeinflussen. Alterung hat interne wie auch externe Ursachen. In fortgeschrittenem Alter werden die unvermeidlichen Fehler sowohl bei DNA-Synthese und Replikation als auch bei der Proteinsynthese nur noch verzögert repariert. Daneben nimmt die Fähigkeit zur Zellregeneration deutlich ab.
Die Adern verkalken zunehmend, der Blutdruck steigt und unsere Sehschärfe nimmt ab. Körperkräfte und physische Kondition schwinden. Der weibliche Körper erfährt ab dem 35. Lebensjahr Hormonumstellungen, die ein beschleunigtes Altern mit sich bringen.
Die am deutlichsten sichtbare Alterung aber vollzieht sich an der Haut, die mit einer Ausdehnung von ca. zwei Quadratmetern das größte menschliche Organ überhaupt ist. Das Gerüst unserer Haut, welches deren Festigkeit bei mäßiger Dehnbarkeit und Verformbarkeit gewährleistet, besteht zu 80% aus dem Protein Kollagen vom Typ I und Keratin.
Kollagen ist das wichtigste Protein des Bindegewebes und nimmt ein Drittel der menschlichen Gesamtproteinmasse ein. Es gehört zu den Proteinen, deren Sequenz über längere Strecken periodisch aufgebaut ist. Kollagen spielt eine wichtige Rolle für einen strahlenden Teint, bei der Glättung von Falten, der Gesundheit von Knochen und Gelenken sowie dem Aufbau schlanker Muskeln.
Ab einem Alter von ca.25 Jahren beginnt die körpereigene Produktion von Kollagen jedoch abzunehmen. Mit 40 Jahren ist sie um 25%, mit 60 Jahren mehr als 50% geschrumpft.
Als Resultat regeneriert reife Haut nur noch langsam: Sie wird schlaffer und es bilden sich Falten. Abnehmende Leistungsfähigkeit von Schweiß- und Talgdrüsen im Alter fördern ebenfalls trockene, rissige und zunehmend auch faltige Haut. Vorzeitige Faltenbildung findet oft auch in einer genetischen Veranlagung ihre Ursache. Zudem bestimmen Ernährung, soziale Herkunft sowie Stress den Zustand unserer Haut.
Zu den externen Faktoren, die zur Hautalterung führen, zählen Fotoschäden durch grelles Sonnenlicht, UVA- und UVB-Strahlung und thermisches Austrocknen der Haut. Sauerstoff-basierte freie Radikale verursachen oxidative Hautschäden. Der Herausforderung nach effizienter und nachhaltiger Hautpflege hat sich die Kosmetik –Industrie in wachsendem Umfang angenommen. Es wurden sogenannte Anti-Aging-Präparate in großer Menge entwickelt und werbewirksam auf den Markt gebracht.
Zwei "Leistungsträger" auf diesem Sektor seien hier erwähnt:
Retinol (Vitamin A) ist ein potentes Antioxidans, das die Zellen des gesamten Körpers und besonders die der Haut vor Schädigung durch Radikale schützt. Die Substanz soll die Haut auf vielfache Weise günstig beeinflussen. So fördert Retinol als Epithelschutz-Vitamin die Entwicklung der wichtigen Hornzellen. Dank ihrer Struktur und Molekülgröße ist die Verbindung in der Lage, die oberste Hautschicht zu durchdringen, so dass es auch in tieferen Hautschichten die körpereigene Kollagenproduktion unterstützen kann. Retinol hilft der Haut angeblich auch dabei, ihren Feuchtigkeitshaushalt im Gleichgewicht zu halten.
Vitamin C (Ascorbinsäure) katalysiert in den Zisternen des endoplasmatischen Retikulums die Lysin- und Prolin-Hydroxylierung des Kollagens, indem sie die hierfür benutzten Enzyme aktivieren.
In den letzten beiden Jahrzehnten sind zu diesen beiden "Heroen des Anti-Agings" Hautcremes hinzugekommen, die wechselnde Mengen an Oligopeptiden aufweisen. Hierzu muss man wissen, dass Proteine, zu denen auch das Kollagen der Haut gehört, aus langen Peptidketten besteht.
Diese wiederum sind aus Aminosäuren aufgebaut, die Säureamid-artig miteinander verknüpft sind. Es gibt Hunderte von Peptiden und jedes Peptid wird aus einer anderen Kombination von Aminosäuren gebildet. Immer vorausgesetzt, dass der Aminosäuren-Vorrat im Körper vollständig ist, also alle 20 Aminosäuren im sogenannten Aminosäuren-Pool vorhanden sind. Falls eine der Aminosäuren knapp wird oder gar fehlen sollte, fällt die Regeneration aus. Beschleunigtes Altern ist die Folge. Je nach Lebensweise ist der so auftretende Alters-unterschied ca. +/- 20%.
Bei den natürlich vorkommenden L-alpha-Aminosäuren sind die Carboxyl-Funktion C(O)OH , die ihre Acidität bedingen, und die basisch wirkende Aminogruppe nur durch ein Kohlenstoffatom getrennt. Zwei Aminosäure-Moleküle können unter Wasserabspaltung zu einem Peptid (hier ist es ein Di-Peptid) zusammentreten. Die dabei gebildete Peptidbindung ist ein Spezialfall einer Carbonsäureamid-Bindung. Ein solches Di-Peptid hat eine Länge von ca.0.363 nm (1 Nanometer nm=10-9m).
Nun kann sowohl an das NH2-Ende wie auch an die Säurefunktion ein weiteres Molekül Aminosäure andocken, wobei man zu Tri-Peptiden gelangt. In völliger Analogie sind Tetra-,Penta-,Hexa-,Hepta- und weitere Polypeptide zugänglich, wobei die Zahl der einzelnen Aminosäure-Bausteine durch griechische Zahlworte ausgedrückt werden.
Verschiedene Aminosäuren lassen sich in beliebiger Sequenz aufreihen, woraus Hunderte von Peptiden resultieren. Proteine sind im Grunde nichts anderes als extrem lange Peptide mit Molekülmassen zwischen 10.000 und mehreren 100.000 Dalton (z.B.: beta-Lactoglobulin 35.000 Dalton; Myosin 620.000 Dalton).
Einer groben Einteilung folgend bezeichnet man Moleküle mit weniger als 100 Aminosäuren als Oligo- bzw. Polypeptide, während solche mit mehr als 100 Bauelementen als die eigentlichen Proteine angesehen werden.
In ihren Eigenschaften können Proteine sehr verschieden sein, was an zwei Beispielen illustriert werden soll: Eiklarproteine (Ovalbumine) denaturieren beim Kochen, sind leicht wasserlöslich und recht reaktionsfreudig. Andererseits ist das Keratin der Nägel und Hufe völlig wasserunlöslich, hart und chemisch recht widerstandsfähig.
Wie können nun Polypeptide, die Hautcremes beigemischt sind, Zellregeneration und Kollagenproduktion anregen und so der Faltenbildung der Haut entgegenwirken?
Klassische Hautcremes (z.B. Nivea ) sollten in erster Linie die Haut feucht und elastisch halten, vor Schäden durch grelles Sonnenlicht (UVA und UVB-Strahlung) schützen sowie Hautschädigungen durch oxidierend wirkende Radikale (Oxidantien) verhindern.
Als Grundlagen dieser Cremes dienen stark wasseraufnehmende Emulsionen aus Wasser und lipophilen, hydrophoben Komponenten. Letztere sind Gemische aus Pflanzenölen, Fetten und aliphatischen Alkoholen. Als Emulgatoren dienen Fettsäureester und gereinigte Wollwachsalkohole, die aus Wollfett (Lanolin) gewonnen werden und mindestens 30% Cholesterin enthalten. Verschiedene Antioxidantien aus der Familie der Carotinoide wie Retinol oder Astaxanthin sowie auch Vitamin C, Tocopherol, Tocotrienole oder Resveratrol sollen Sauerstoff-basierte Radikale abfangen.
In modernen Formulierungen sind nun auch Polypeptide in die Hautcremes eingearbeitet.
Nach Meinung der Kosmetik-Professorin Dr. Martina Kerscher gehören Gegenwart und Zukunft der Anti-Aging- Kosmetik den Polypeptiden. Diese "Stars unter den Faltenglättern" sollen als Signalsubstanzen den Zellstoffwechsel anregen, was unter anderem eine verstärkte Kollagensynthese begünstigt und so die Regeneration und Zellbildung der Haut fördert. – In ihrem Aufsatz: "Antifaltencremes-was hilft wirklich?" führt die Autorin entsprechend aus, dass durch topische Applikation von Polypeptiden, welche die Peptid-Sequenzen körpereigener Moleküle wie Kollagen und Elastin imitieren und auf diese Weise die intrazelluläre Kollagenneosynthese stimulieren und den dermalen Stoffwechsel anregen können.
Angeblich zeigen in-vivo-Studien, dass das Signalpeptid Palmitoylpentapeptid-4 (Pal-KTTKS) bereits nach 12-wöchiger täglicher Anwendung zu einer Stimulation des Bindegewebs-stoffwechsels unter vermehrter Bildung von Kollagen der Typen I und III führt.
In der Lederhaut hat man eine Zunahme von Hautdicke und -dichte sowie einen gesteigerten Kollagengehalt experimentell nachgewiesen. Über die hierbei eingesetzten Messmethoden und deren Aussagekraft bzw. Verlässlichkeit wurden jedoch keine Angaben gemacht.
Dieses Penta-Peptid ist aus einem Molekül Serin, zwei Molekülen Lysin und zwei Molekülen Threonin synthetisiert. Die terminale Aminofunktion ist mit einem Palmitoylrest amidartig verknüpft. Dieser lipophile Rest soll dem Molekül das Durchdringen der Lipid-Strukturen der Haut erleichtern.
Zahlreiche langkettige Fettsäureamide von Oligopeptiden wurden mittlerweile industriell hergestellt und ihre Wirkung in Hautcremes getestet, wobei wiederholt die Stimulierung der Kollagen (Typ I )-Synthese hervorgehoben wird.
Zu diesen zählt unter anderem Palmitoyltetrapeptid-7-acetat der Firma Cayman Chemie. Dieses Tetrapeptid beinhaltet eine Kette aus Arginin-Prolin-Glutamin und Glycin. Der Guanidinyl –Terminus ist von einem Äquivalent Essigsäure protoniert, während der N-Terminus am Glycin-Baustein den Palmitoylrest trägt.
Besondere Aufmerksamkeit hat das Präparat Liftactiv der Firma Vichy auf sich gezogen.
Es enthält neben Vitamin C und Mineralwasser das Acetyltetrapeptid -9.Die vier Aminosäuren der Peptidkette sind hierin Histidin, Valin, Asparaginsäure und Glutamin, dessen N-Terminus den Acetylrest trägt. Es wird von der Firma behauptet, dass sich nach acht Wochen Behandlung die Faltenbildung auf der Haut um 28% verringert hat. Zudem habe die Haut 52% mehr Straffheit gewonnen.
Die Firma BASF kommentiert die Anstrengungen der Kosmetik –Industrie in Bezug auf Anti-Aging-Formulierungen zurückhaltend, nicht ohne dabei auf ihr Produkt Replexium 1 als einen echten Durchbruch auf diesem Gebiet hinzuweisen. In vivo soll ein Gemisch aus Acetyltetrapeptid-9 und Acetyltetrapeptid-11 Falten innerhalb von drei Wochen sichtbar reduzieren. Die Haut erfährt eine angebliche Verjüngung um sieben Jahre, was ihre Straffheit angeht. Nach Meinung der Erfinder beruht die Bioverfügbarkeit dieses synergetisch wirkenden Komplexes darauf, dass diese recht kleinen Moleküle durch Diffusion Epidermis, Dermis sowie die sie trennende Membran erreichen und so schon bei niedriger Dosierung die Anzeichen von Hautalterung effizient abmildern. Dieser "three- level –approach" erkläre zwanglos die schnelle und nachhaltige Wirkung dieses Pflegemittels. Die vier Aminosäuren dieses Peptids sind Leucin, Tyrosin und zwei Moleküle Prolin, von denen der N-Terminus des äußeren Prolin-Bausteins acetyliert ist.
An dieser Stelle ist generell kritisch anzumerken, dass für die intrazelluläre Kollagensynthese nur die Aminosäuren Lysin, Prolin und Glycin benötigt werden. All die anderen Aminosäuren der hier diskutierten Oligo-Peptide wären nach einer zunächst erforderlichen Peptidspaltung in die einzelnen Aminosäuren lediglich Nebenprodukte. Ob, wie und an welcher Stelle der Haut diese Peptidspaltung stattfindet, bleiben unbeantwortete Fragen.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich im Werbeschrifttum auch heftige Kritik an diesen "Wundermitteln" regt. So schreibt Robby Beyer von der Firma Beyer und Söhne in einem Beitrag unter dem Titel: "Peptide in der Kosmetik -Wundermittel oder pures Marketing?" Zitat-Anfang: „Peptiden werden heute starke Anti-Aging-Eigenschaften nachgesagt, was auf der Stimulierung der Kollagenproduktion beruhe. Daneben haben einige entzündungs-hemmende Wirkung. Leider fehlen bei all den schönen Aussagen bisher überzeugende Studien, die die Wirksamkeit in unserer Haut beweisen (und nicht nur im Reagensglas)" – Zitat-Ende.
Beyer betont auch, dass die Peptide durch die Haut eindringen müssen, bevor sie ihre Eigenschaften entfalten können. In der Haut befinden sich aber zahlreiche Enzyme, die darauf spezialisiert sind fremde Eindringlinge (inklusive Peptide) zu zerstören.
Somit haben Peptide nur unter sehr speziellen Bedingungen, die noch nicht erforscht und verstanden sind, überhaupt die Möglichkeit, durch die Haut hindurch zu gehen, bevor sie irgendwelche Effekte auslösen.
Es ist also keineswegs zweifelsfrei bewiesen, dass topisch applizierte Peptide in der Tiefe unserer Haut wirken können. Medizinisch weitaus wahrscheinlicher ist dagegen, dass sie gar nicht dort ankommen, wo sie wirken sollen.
Bewiesen ist jedoch, dass Peptide in Körperpflegemitteln zusammen auf den Peptiden der Haut einen Peptid-Mantel bilden, und die Haut vor dem Angriff der Tenside schützen. Offen ist die Frage, welchen Beitrag der Peptid-Mantel beim UV-Schutz bieten kann.
Damit unterscheiden sie sich nach Beyers Ansicht deutlich von Vitamin C, dessen Wirksamkeit bezüglich eines Schutzes vor freien Radikalen und einer Mitwirkung bei der Kollagensynthese tatsächlich nachgewiesen wurde.
Dass Retinol die Hauterneuerung zusätzlich anregt, wurde ebenfalls bestätigt. Ähnliches gilt für Resveratrol. Beyer schließt: "Das sind Wirkungen, die Peptide lediglich versprechen, aber bisher noch keiner gesehen hat.
"Die Autorin des Beitrags: "Was sind Peptide und wie helfen sie Ihrer Haut" in PAULA’S CHOICE kommt zu dem Fazit, dass Peptide nicht die einzigen Inhaltsstoffe sind, die gegen Anzeichen von Hautalterung helfen und mahnt daher zur Skepsis gegenüber Behauptungen, dass Peptide das einzig Wahre in der Hautpflege sind.
In ihren Augen sind gute Produkte immer Wirkstoff-Cocktails, also eine Mixtur aus mehreren wirksamen Bestandteilen. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Verwendung eines täglichen Schutzes vor Sonne bei weitem das Beste sei, was man für die Gesundheit und das Aussehen seiner Haut tun kann.
Die immer wieder von den Herstellern beschworene Tiefenwirkung von Oligopeptiden ist auch aus Sicht der Biochemie ernsthaft zu bezweifeln. Sieht man einmal von der Enzym-Sperre, wie sie R. Beyer diskutiert ab, so sind die angepriesenen Oligopeptide auch für die intrazelluläre Protein-Synthese völlig ungeeignet. Hierfür sind nur die monomeren freien Aminosäuren brauchbar.
Für die Kollagensynthese in den Ribosomen der Zelle sind das, wie schon früher erwähnt nur Lysin, Prolin und Glycin. Dabei sind die Ribosomen makromolekulare Komplexe (quasi Proteinfabriken) in denen die Nucleotid-Folge eines messenger-Ribonucleinsäure-Einzelstrangs in die Aminosäuresequenz der Polypeptidkette eines Proteins übertragen wird. Die so erhaltenen Polypeptidketten aus etwa 1.400 einzelnen Aminosäure-Monomeren werden nun in die Zisterne des endoplasmatischen Retikulums geschleust und dort durch Hydroxylierung und Glykosylierung modifiziert. Dabei werden Kohlenhydrat-Derivate wie Dermatansulfat und Hyaluronsäure gebunden, bevor sich eine Tripelhelix bildet und sodann ausgeschleust wird. Letztere stellt ein steifes Stäbchen von 280 nm Länge und 1.4 nm Dicke dar. Durch Nebeneinanderlegen vieler Kollagen-Monomerer entstehen schließlich kollagene Fasern. Aus dieser verkürzten Schilderung der Kollagensynthese im Zellinneren aus Glycin, Prolin und Lysin ist klar ersichtlich, dass die mit der Creme auf der Haut aufgetragenen Peptide für die Kollagensynthese irrelevant sind.
Die zuvor postulierte Tiefenwirkung von peptidhaltigen Cremes ist im Lichte der Biochemie nicht haltbar.
Von der Firma "Vitamin Express" wird in einem Beitrag im Internet: "Carnosin-der Anti-Aging –Vitalstoff" als ein Dipeptid aus beta-Alanin und Histidin vorgestellt, das angeblich die Hautalterung verlangsamt, indem es Hautzellen verjüngt. Im Gegensatz zu den vielen Hautcremes wird Carnosin in Form von Kapseln oral eingenommen. Die Philosophie der Hersteller ist dabei, dass schöne Haut im Inneren des Körpers entsteht, bevor sie sich schließlich auch auf der Oberfläche zeigt. Carnosin ist ein Naturstoff, der in den Muskeln, im Gehirn, in Leber und Niere vorkommt, wobei seine Konzentration mit fortschreitendem Alter abnimmt. Wie wirkt nun diese Wunderdroge? Zunächst ist L-Carnosin ein sehr potentes Antioxidans, das im Verbund mit Vitamin E und anderen Antioxidantien (z.B. Retinol, Resverstrol, Vitamin C) optimale Effekte zeigt. Im krassen Gegensatz zu den vielen peptidhaltigen Hautpflegemitteln, denen man zutraut, die intrazelluläre Kollagensynthese anzuregen, verlängert Carnosin die Lebensdauer der Zellen, indem es die Zerstörung wertvoller Proteine, und hier die des Kollagens, durch Zuckermoleküle hemmt.
Diesen unerwünschten Prozess nennt man Glykation oder Verzuckerung. L-Carnosin hat eine freie terminale primäre Aminogruppe, die das Glucosemolekül an der Aldehyd-Gruppe oder der Halbacetal-Bindung angreift und durch Kondensation unschädlich macht. Als Ergebnis bleibt das so geschützte Kollagen weiter funktionsfähig und die Bildung von „Advanced Glykation Endproducts (AGE)“ unterbleibt.
Die Firma "Vitamin Express" wagt die Prognose, dass L-Carnosin auf dem Weg ist, zum wichtigsten neuen "Anti-Aging-Nahrungsergänzungsmittel zu mutieren". Offenbar in Erkenntnis dieses Sachverhalts hat sich ein neuer Trend herausgebildet, der auf den Namen "Kollagenpeptide" hört, Letztere werden in hydrolysierter Form als "revolutionäres Mittel zur Erhaltung der Jugend" angepriesen. Als revitalisierendes Nahrungsergänzungsmittel führt man es dem Körper oral zu, um so die Ausgangsstoffe für das benötigte Kollagen bereitzustellen.
Im Flyer der Vichy-Kosmetik zu Anti-Aging-Präparaten wird weiter behauptet, dass Peptide der Haut Feuchtigkeit zuführen. Hier ist zu berücksichtigen, dass der Tripelhelix-Strang des natürlichen Kollagens (Typ I) lange Seitenketten aus Aminozuckern und Hyaluronsäure trägt, die ihrerseits als Hydrophile sehr viel Wasser binden und so zur Befeuchtung der Haut beitragen können. Durch die Einlagerung von zusätzlicher Feuchtigkeit werden Trockenheitsfältchen und -linien aufgepolstert, was den Teint praller erscheinen lässt.
Die Peptide selbst, die in die Cremes eingearbeitet sind, zeigen diese Schwammwirkung jedoch nicht.
An dieser Stelle wird vorgeschlagen, die Haut für eine vermehrte topische Feuchtigkeits-zufuhr durch Hyaluronsäure zu gewährleisten. Hier hat der Markt ein Sortiment an Hyaluron-Seren im Angebot. Hochwertige Seren müssen jedoch einen sehr hohen Anteil an niedermolekularer Säure enthalten, denn nur die können in die Haut eindringen und dort ihre aufpolsternde Wirkung entfalten. Höhermolekulare Hyaluronsäure hingegen setzt sich lediglich auf der Haut ab, so dass auf diesem Weg Faltenbildung nicht verhindert werden kann. Dem Hyaluronsäure-Serum von KUZ Cosmetics wird nachgesagt, dass erste Ergebnisse schon nach wenigen Tagen der Anwendung sichtbar werden. Die Faltenbildung würde gemildert und die Haut fühle sich wegen der angeblich feuchtigkeitsspendenden Wirkung dieses Präparats straffer an.
Laut Aussage einer Bielefelder Hautärztin sei die hier postulierte Feuchtigkeitszufuhr für die Haut durch topische Anwendung von Hyaluronsäure eher marginal, da diese erst durch die Hornhaut in tiefere Schichten eindringen muss. Bei allem sollte nicht vergessen werden, dass die Creme-Grundlage eine Emulsion mit hohem Wasseranteil darstellt und somit auch ihrerseits als Feuchtigkeitsquelle zur Verfügung steht. In den Wasserhaushalt der Haut geht auch die Tatsache ein, dass wir auch ohne starke körperliche Anstrengung pro Tag ca. 200 ml Wasser ausschwitzen und weit mehr über die Nieren und die Atemluft verlieren. Dieser Verlust kann niemals durch Eincremen ausgesuchter Hautflächen ausgeglichen werden, sondern erfordert ausreichendes Trinken. Die Hautärztin sieht in der Anwendung von Hautcremes lediglich den Nutzen, dass mechanisch strapazierte oder durch häufiges Waschen entfettete, trockene oder gar rissige Haut genügend rückgefettet wird. Die äußere Hornhaut ist mit einer fettartigen Substanz durchtränkt, die vor dem Eindringen von Krankheitserregern in die Haut schützen und auch den Feuchtigkeitsverlust durch Verdunsten abmildern soll.
Des Weiteren wird in der Werbung ausgelobt, dass Peptide die Hautschutz-Barriere stärken und so widerstandsfähiger gegen äußere Störfaktoren machen. Zitat-Anfang: "Die Peptide beruhigen die Haut, sodass sie weniger empfindlich reagiert und nicht so leicht gereizt wird." – Zitat-Ende.
Diese Vorstellung ist nicht neu, denn auf ihr beruht die besonders hautschonende Wirkung von Dr. Priemers "Vielwasch-Wunder-Seife" und weiterer Peptid-haltiger Produkte.
Vielwasch-Wunder-Seife mit reichlich Peptiden von Dr. Priemer® 12 x 100g
€29,00
Lieferzeit: 2 – 4 Werktage zu dir nachhause. Die Viel-Wasch-Wunder-Seife schützt die Haut nachhaltig vor Austrocknung. Ideal bei häufigem Händewaschen und bei Verwendung von Desinfektionsmitteln und Creme. Enthält reichlich Natur-Peptide. Seit 30 Jahren wird auf das Wunder gewartet, dass eine Seife… Mehr lesen
Beim Waschen mit dieser Seife wird z.B. die gereinigte Haut mit den Molekülen des Molken-/Whey-Protein-Hydrolysats (WPH), also Aminosäuren und Peptide, nach den Prinzipien der Supramolekularen Chemie überschichtet.
Diese Schicht schützt die Haut vor dem Angriff durch Tenside und verhindert darüber hinaus, dass die Tenside aus der Seife, nämlich die langkettigen Fettsäure-Anionen, die Barriere-Lipide zwischen den Hornzellen der Epidermis herauslösen.
Hierbei würden zwangsläufig Kanäle entstehen, durch die Keime und andere Schadstoffe ins Hautinnere vordringen können. Eigene Untersuchungen haben eindeutig gezeigt, dass die Haut beim Waschen mit Peptid-haltiger Seife weit weniger stark austrocknet als bei Kontrollversuchen mit klassischer Kernseife. Die Hautfeuchte tieferer Schichten wird durch den "Peptid-Film" also effektiv vor dem Auslaugen bewahrt.
An dieser Stelle ist der Gedanke naheliegend, eine Hautcreme mit eben jenem Molken-Protein-Hydrolysat (WPH) von Dr. Priemer zu veredeln. Während von der Seife die Polypeptid-Schicht nur kurzzeitig auf die Haut aufzieht, würde durch eine entsprechende Creme eine höhermolekulare (dickere) Schicht auf der Hautoberfläche zurückbleiben, nachdem die Creme eingezogen ist. – Hieraus lassen sich folgende Schlüsse ableiten:
1. Die aufgetragene Peptid-haltige Hautcreme liefert einen effektiven Feuchtigkeits-schutz-Peptidmantel, der die negative Wirkung der Tenside von normaler Seife mildert. Also wer diese Creme verwendet und sich anschließend mit herkömmlicher Seife wäscht, schützt seine Haut gegen übermäßige Austrocknung.
2. Die aufgetragene Peptid-Hautcreme liefert einen Feuchtigkeits-Schutz, der den Schutz der Priemer’schen Seife im Sinne von Synergismus nochmals steigert. Während die Peptid-Hautschutz-Seife ein „rinse- off product “von relativ kurzer Verweildauer darstellt, ist die Peptid-Creme als „stay- on product“ von längerer Verweilzeit auf der Haut zu werten.
Ein weiterer Diskussions–Gegenstand aus dem Bereich der Hautpflege hat den sogenannten Säureschutz-Mantel (Hydrolipid-Mantel) zum Inhalt. Schon zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurde ein Säureschutz-Mantel auf der Haut experimentell im pH-Bereich 4.7 bis zu 5.5 nachgewiesen. Sekrete aus Schweiß- und Talgdrüsen beinhalten organische Säuren wie z.B. Milchsäure, die für diesen Befund verantwortlich sind.
Aus aktuellem Anlass erscheint es geboten, dem Verbraucher die genaue Bedeutung und die Aussagekraft eines pH-Wertes zu erläutern. Eine Säure ist definitionsgemäß eine chemische Verbindung, die Wasserstoffionen (H+ ) abgeben kann, also ist sie ein Wasserstoffionen – Donator.
Dies gelingt in kondensierter Phase (also hier in Lösung) aber nur, wenn Substanzen zugegen sind, an die sich die Wasserstoffionen anlagern können. Also braucht es Wasserstoffionen –Akzeptoren. Dabei handelt es sich um sogenannte Basen. Im wässrigen Milieu übernimmt das Wassermolekül diese Aufgabe und wird dabei in ein Hydronium-Ion (H3O)+ übergeführt. Die Säurestärke einer Substanz hängt nun empfindlich mit der Wasserstoffionen-Konzentration zusammen. Dies soll ein einfaches Beispiel illustrieren: Die Molekülmasse von Salzsäure HCl beträgt 36.5g/mol. In Wasser ist Salzsäure vollständig in H+ und Cl--Ionen dissoziiert.
Löst man nun 0.365g HCl-Gas in einem Liter Wasser, so beträgt die Konzentration der Säure 0.365g/36.5g/mol/L-1, 0,365g/36,5g/mol-1L =10-2 mol/L. Da die Säure vollständig dissoziiert ist, beträgt auch die Wasserstoffionen –Konzentration[H+]=10-2 mol/L. Der pH-Wert ist nun definiert als der negativ dekadische Logarithmus (=Logarithmus zur Basis 10) der Wasserstoffionen-Konzentration, also gilt hier pH=(-1) x(-2)=2. Neutrales Wasser hat einen pH-Wert von 7. Kleinere pH-Werte als 7 findet man für Säuren. Basische Lösungen(Laugen) besitzen pH-Werte zwischen 7 und 14.
Man nahm lange an, dass der Säure-Schutzmantel eine Barriere für schädliche Bakterien sei. Neuere Untersuchungen legen jedoch auch Wert auf die Feststellung, dass sich nützliche Mikroorganismen in diesem leicht sauren Milieu wohl fühlen und dort ihre eigene Hautflora etablieren.
Wie dem auch sei: Eine klassische Seifenlauge hat einen pH-Wert von 10, sie verhält sich also stark basisch und wird den Säureschutz-Mantel durch Neutralisation rasch vollkommen zerstören und abtragen. Von einer intakten Haut wird der Säureschutz jedoch binnen einer Stunde regeneriert.
In Kenntnis und unter Berücksichtigung des Säurefilms von pH=5.5 auf der Haut wurden künstliche Seifen (Syndets) wie etwa SEBAMED oder EUCERIN vom pH-Wert=5.5 hergestellt. Diese sollen nicht nur den Säureschutz-Schirm tolerieren, sondern auch die Feuchtigkeits-balance günstig beeinflussen sowie gereizte Haut beruhigen. Durch die Verwendung würde die Haut auch vor Austrocknung bewahrt. Deshalb sollten Menschen mit empfindlicher Haut das Waschen mit herkömmlicher Seife vom pH-Wert 10 meiden und sich stattdessen Syndets vom pH 5.5 zuwenden.
Bei dieser Argumentation fällt sofort ein Widerspruch auf. Um den Schmutz aus Fett; Staub etc. auf der Hautoberfläche entfernen zu können, sind auch Syndets auf Detergentien angewiesen, die wie Tenside arbeiten und prinzipiell auch die Barriere-Lipide zwischen den Hornzellen angreifen und herauslösen können. Wodurch das eingelagerte Wasser verdampft und die Hautfeuchte nachlässt, also die Austrocknung der Haut zunimmt.
Einen Ausweg aus dieser Zwickmühle bieten Peptid-haltige Seifen und Hautcremes von Dr. Priemer. Wie vorher ausgeführt, befindet sich nach dem Waschvorgang mit der Peptid-haltigen "Vielwasch-Wunder-Seife" eine Schutzschicht aus Peptiden auf der Haut. Dass dabei der Säureschutz-Schirm abgetragen wird, ist nicht bedrohlich, denn die nunmehr reine Haut wird rasch mit einer Peptid-Schicht überzogen. Das Eincremen der frisch gereinigten Haut mit Dr. Priemers Peptid-haltiger Creme verstärkt den Peptid-Mantel. Nach dem Einsickern der Wasser/Öl -Emulsion in die Poren bedeckt und schützt der kompakte Peptidmantel weiterhin die Haut.
Doch die Stabilität auch dieser Cremes basiert auf der Gegenwart von Emulgatoren, also Tensid-artigen Lösungsvermittlern zwischen dem stark polaren Wasser und den hydrophoben Fettkomponenten der Creme. Prinzipiell ist auch hier zu befürchten, dass diese Emulgatoren nicht nur mit den Fetten der Creme wechselwirken, sondern ebenfalls die Fette aus der Hautbarriere attackieren. Ein solcher unerwünschter Nebeneffekt ließe sich aber über die Konzentration der Emulgatoren in der Creme steuern. Das Kollektiv aus Öl-Emulgator-Wasser unterliegt ebenfalls den Gesetzen der supramolekularen Chemie und ist gegenüber dem Zerfall in seine Bestandteile energetisch begünstigt. Das Herausdiffundieren des Emulgators aus diesem Verband ist mit einem Energieaufwand verbunden und daher weniger wahrscheinlich. Der Fettanteil der Creme ist nämlich so groß, dass die zusätzliche Einlagerung von Hautfett in der Gegenrichtung eines Konzentrationsgefälles erfolgen müsste. Das aber widerspricht den Grundbedingungen für Diffusion und sollte unterbleiben.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich Peptid-haltige Seife und Hautcremes durch äußerliche Anwendung hervorragend zum Schutz und zur Pflege der Haut eignen.
Professor Dr. Lothar Weber, Bielefeld
Bildnachweis: ©Daria Lukoiko, ©llhedgeholl, ©Puhhha (Adobe Stock)